MEINE GESCHICHTE

einer Abtreibung

Gottes verborgene Geschichte

Sein Plan, Seine heiligen Absichten in meinem und für mein Leben

– ein Lied, zu Seiner Ehre gesungen

1. Tief im Schoß meiner Mutter gewoben, als ein Wunder vollbracht und dem Licht zugedacht:

Deine Liebe durchformte mein Leben.

2. Eh ein Wort ich von Dir wissen konnte, eh der Tag mir begann und das Dunkel verrann,

warst Du Licht, das mein Leben durchsonnte.

3. Längst bevor ich ins Helle gedrungen, war ich Dir schon vertraut, hat Dein Wort mich gebaut,

und mein Name lag Dir auf der Zunge.

4. In den Mund, der kaum wusste zu sprechen, ist der Ton schon gesenkt, ist das Lied mir geschenkt,

das auf immer das Schweigen kann brechen.

5. Der Du wirkst, dass die Kleinen Dir singen: Gib mir, Gott, lebenslang Deines Namens Gesang,

um die drohende Nacht zu bezwingen.

Das ist ein Lied, das im Gotteslob steht, das ich erst vor relativ kurzer Zeit kennengelernt habe und das mir in den letzten Tagen und Wochen einen neuen Zugang, eine neue Sichtweise auf meine Lebensgeschichte geschenkt hat, das mir Worte schenkt, um die neue, erweiterte Sichtweise besser ausdrücken zu können.

Daher werde ich entlang dieses Liedes versuchen in Worte zu bekommen, was Gott von Anfang an in meinem Leben gewirkt hat, was ich aber erst in der letzten Zeit zu sehen lerne und wofür ich vielleicht jetzt erst „reif“ bin, es anzunehmen, geschehen zu lassen und für alles zu danken, ohne Ausnahme.

Das Lied bezieht sich auf den Psalm 139, einen Psalm, der das Ge-Heim-nis des Lebens wunderbar ins Wort bringt.

Ge-Heim-nis, weil es nicht wie ein Rätsel mit Gedanken und Schlussfolgerungen zu lösen oder zu erklären ist. Aber: in der Mitte des Wortes versteckt sich das Heim… und ein Heim können wir zwar nicht unbedingt erklären, aber wir können es bewohnen, es ist ein an-heim-elndes Wort, das einlädt, sich in diesem Heim wohlzufühlen, sein Leben darin zu entfalten und darin zu wohnen.

Dieser Psalm ist mir vor einigen Tagen zu einem mehr als kostbaren Geschenk geworden… genauso wie die Krankensalbung, die ich wiederum einige Tage davor sehr spontan in „Anspruch“ genommen hatte.

„Anspruch“, weil ich nach meiner Wahr-Nehmung von Gott angesprochen und eingeladen wurde, um die Krankensalbung zu bitten, sie für mich in Anspruch zu nehmen.

„Spontan“, weil ich das eigentlich nicht vorhatte, obwohl ich zu dieser heiligen Messe gegangen bin, bei der die Krankensalbung angeboten wurde.

Aber als ich in mir den Impuls hatte, mich doch salben zu lassen, musste ich mir das selber erst einmal erlauben. Ich hatte keine körperlichen Symptome, wohl aber deutliche Einschränkungen dadurch, dass ich mich seit einiger Zeit wieder intensiv mit meinem Lebensthema auseinandergesetzt habe: meine geplante, von meinen Eltern beantragte Abtreibung, die nicht stattgefunden hat, weil dieser Antrag damals vom Gesundheitsamt abgelehnt wurde.

Nachdem ich entschieden hatte, dass das Grund genug war, um Heilung zu bitten, bin ich mit dem Gedanken, mit dem Gebet zur Salbung gegangen, dass dieses Salb-Öl in meiner Seele wie Kriech-Öl wirken möge… Kriech-Öl, das bis in die kleinsten Risse, Ritzen und Spalten von Werkstücken und Geräten reicht, das sogar durch Rosteinwirkung festsitzende Schrauben wieder gangbar machen kann.

Vielleicht auch durch diesen Gedanken, durch diese Bitte, war die Krankensalbung ein spürbarer Segen für mich, mehr als ich es bisher erlebt hatte.

Bei der nächsten Beichte wurde mir dann zur Buße der Psalm 139 ans Herz gelegt. Für diese Buße habe ich ganz bewusst die Zeit vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gewählt, und die Elberfelder Bibelübersetzung, die sich zwar manchmal etwas sperrig liest, die aber dafür in der Wortwahl sehr nah am Urtext ist. Beides war gut gewählt und von Anfang an von Segen erfüllt, aber dann…

… dann kam im Vers 13 „Du wobst mich in meiner Mutter Leib.“ Zu diesem Wort „wobst“ gibt es da folgende Fußnote: „Dieses hebräische Wort bezeichnet speziell das Weben kostbarer Stoffe (Buntweberei, auch unter Benutzung von Gold- und Silberfäden).

Durch diese Worte und dieses Bild war das Salb-Kriech-Öl bis in meine tiefsten Wunden hineingekommen und hat eine ungemein starke Wirkung entfaltet, hat Festsitzendes und Verrostetes in Bewegung gebracht. Das war an sich schon ein unbeschreiblicher „WOW-Effekt“, aber dann…

Gott ist ein Gott der Fülle, und diese Fülle, das, was dann noch dazu kam, das kann ich bis heute noch nicht richtig in Worte fassen: Er gab mir den Gedanken hinzu, dass Sein Weben und das Tun und Wollen meiner Eltern zeitgleich ablief. Meine Eltern haben überlegt und geplant, wie sie mich loswerden könnten, wie sie mich töten lassen könnten, und währenddessen hat Gott mich gewoben, mit Liebe, Sorgfalt, größter Aufmerksamkeit… als kostbaren und einmaligen Stoff… mit Gold- und Silberfäden… Schon allein das ist für mich gewaltig, berührt mich zutiefst, hat eine Wirkung, die nicht zu beschreiben ist.

Und dann hat Er weiter Seine Fülle und Gnade ausgegossen, indem ich wahrnehmen durfte, dass Sein Wirken, Sein Weben von einem Licht erfüllt war, das all das, was meine Eltern dachten, fühlten, wollten weit überstrahlt und durchdrungen hat… es war und ist nicht verschwunden, hat aber bei weitem nicht mehr die Bedeutung, die es bisher für mich hatte.

Wie gesagt, die Worte, die Beschreibung können überhaupt nicht die ganze Wirk-lichkeit ausdrücken… eine Wirkung und Wirk-lichkeit, die immer noch anhält und segensreich weiterwirkt… vielleicht werde ich erst im Himmel die richtigen Worte dafür finden, um unseren VATER im Himmel dann eine Ewigkeit dafür preisen zu können!

Mit diesen Erfahrungen im Hintergrund und Untergrund ist das Lied, mit dem ich begonnen habe, für mich von einem, von Seinem Licht ER-füllt worden, so dass ich den Eindruck habe, dass es mein Leben beschreibt, so wie ich es heute sehen darf.

Vielleicht als Ergänzung und zum besseren Verstehen: Das Wort aus Jes 43 ist ein überaus wichtiges Wort für mich geworden, begleitet mich inzwischen Jahrzehnte: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist Mein!“ Dieses Wort soll einmal auf meinem Grabstein stehen, denn es steht von Anbeginn über meinem Leben: Kein Mensch wollte mich, aber Der, Der Herr und Schöpfer des Universums ist, Der, Der uns mit unendlicher Liebe geschaffen hat und leitet, begleitet, führt, durch alle tiefen Wasser und Ströme hindurch… Der hat mich gewollt, als einmaligen, unwiederholbaren, kostbaren „Stoff“…

In der vierten Strophe ist vom geschenkten Lied die Rede, das das Schweigen brechen kann. Und nach meinem Eindruck ist die Zeit reif dafür, das Schweigen zu brechen… das Schweigen darüber, welche Auswirkungen es haben kann, wenn von Anbeginn des eigenen Lebens, dieses Leben vom Tod bedroht war, durch die eigenen Eltern. Es ist nicht einfach, es konfrontiert immer wieder mit dem, was schwierig ist, was belastet, was nicht so einfach zu tragen ist und was auch nicht einfach abgeschüttelt werden kann, trotz Seines Lichtes, Seiner Liebe und Seiner Fülle.

Auch dafür hat das Lied eine Strophe:

Der Du wirkst, dass die Kleinen Dir singen: Gib mir, Gott, lebenslang Deines Namens Gesang, um die drohende Nacht zu bezwingen.

Ja, vermutlich wird die Nacht, werden die dunklen Erfahrungen immer wieder „drohen“… schon vor der Geburt eingeübte Reaktionsmuster lassen sich nicht einfach ablegen wie ein Kleidungsstück… sie sind sozusagen „eingewachsen“, „mitgewachsen“.

Aber wir dürfen immer mehr sehen, verstehen, lernen, dass die eigentliche, die wahre Lösung, die ER-Lösung und tiefe Freude bei Gott zu finden ist, dass der Weg zu immer größerem Vertrauen in Seine Liebe, Hilfe, Gegenwart, ein Weg ist, der sich lohnt, ein Weg, der Schritt für Schritt das Wissen, dass Gott einen wunderbaren Heils-Plan für jeden von uns hat, dass in allem, wirklich in allem, Seine heiligen Absichten verborgen sind, dass dieses Wissen zur Gewissheit werden kann.

HALLELU-JA! Lob und Preis und Dank sei Gott, für ALLES!!!

Gudrun

(Kontakt: gudrun.schattenkind@alfa-ev.de)

Lieber Leser, liebe Leserin,

vielleicht denkt der eine oder die andere jetzt: „Ziemlich abgehoben das Ganze, die hat gut reden… die war bestimmt noch nicht so tief im Loch wie ich!“

Dieser Gedanke tauchte spontan in mir auf, nachdem ich dieses Zeugnis noch einmal gelesen habe, während viel Dunkles und Belastendes vor und hinter mir lag, während ich dadurch selber wieder stark mit meinen Grenzen und Schwächen, d.h. mit meinen Symptomen zu kämpfen hatte, denn in dieser Zeit hatte ich gefühlsmäßig selber keinen Zugang mehr zu der oben beschriebenen Erfahrung.

Aber dennoch… mein Kopf weiß es, dass ich es genau so erfahren und erlebt habe. Ich kann es – zumindest vor mir selber – nicht leugnen:

Es gibt wirklich – sich auswirkend – beides in meinem Leben, immer wieder… die dunkle Nacht und das Licht, die Liebe, die diese dunkle Nacht erhellen und (manchmal – immer wieder – immer mehr) vertreiben kann.

Also:

Mut!

bleib dran!

halte durch!

gibt nicht auf!

lass Dich finden!

und wage es zu vertrauen!

Wenigstens Dem, der zu uns sagt: „Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ICH vergesse dich nicht.

Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in Meine Hände. …“ Jes 49, 15

Referenzen und Lizenzen:

„Tief im Schoß meiner Mutter gewoben“ von Jürgen Henkys.
Text (c) Strube Verlag, München

Leben trifft Tod

Einer Frau, die in der Sendung „Lebenshilfe“ von Radio Horeb mit dem Thema „Schwangerschaftsabbruch – die unterschätzte Rolle des Mannes“ völlig verzweifelt ihre Enttäuschung über den Kindsvater äußerte, möchte ich gerne eine mögliche Erklärung für sein passives Verhalten geben und sie dazu ermutigen, mit Hoffnung in ihre Zukunft und die ihres Kindes zu sehen:

Mein Erlebnis war ganz ähnlich – jedoch ohne eine geforderte Abtreibung unseres Kindes. Ganz im Gegenteil: Unser Kind war ein Wunschkind! Ich hatte sechs Monate zuvor ein Baby verloren. Wir hofften auf ein weiteres Kind, und ich wurde schnell wieder schwanger. Es war die Krönung unserer Liebe. Zwei Wochen vor der Geburt wurde der Kindsvater sehr ernst, konnte kaum schlafen. Angst oder was? Ich habe meinen Hausarzt um Rat gefragt, weil er keinen Hausarzt hat. Er brauche keinen Arzt, meinte mein Mann. Er könne alles selbst. Er sei mit handwerklichen Fähigkeiten ausgestattet, habe genügend finanzielle Mittel. Er dachte tatsächlich, er sei Herr aller Dinge. Doch da war das Problem, das keinen Namen hatte. Er versuchte, es auszusprechen, fand dafür aber nicht die richtigen Worte. Ich verstand nichts, dachte, dass ich ihn vielleicht „schonen“ sollte … und bereitete mich alleine auf die Geburt vor.

Die Geburt war leicht, er war nicht dabei. Für ihn wäre es offensichtlich zu viel gewesen. Ein kleines Bübchen wurde uns geschenkt. Ganz proper und sichtlich aufgeweckt mit neugierigen Augen. Ich hoffte, dass sein Vater „sein Problem“ verlieren würde. Ich hatte nach wie vor keine Erklärung für das seltsame passive Verhalten. Er hat sich dann doch wieder „aufgerappelt“. Ich schob es auf sein etwas vorgerücktes Alter, mein Mann hatte bereits die 50 überschritten. Aber auch das sollte nicht der Grund sein. Er blieb aber weiter auffallend ernst.

Vater und Söhnchen verstanden sich im Grunde sehr gut, sie waren ähnlich „gestrickt“. Eines Tages, als er wieder mit dem Baby auf dem Bauch auf dem Sofa lag, sie lachten und spielten schön miteinander, sah ich seinen Blick plötzlich durch das Baby hindurch fallen. Der Blick wurde streng und unsagbar dunkel. Das hatte schon etwas Beängstigendes. Dann hat er das Kind in einer heftigen Bewegung zur Seite gelegt, seine Jacke geschnappt und ist wortlos weggegangen. Wieder keine Erklärung. Was ist bloß mit ihm los? Von da an sind immer mehr dunkle Situationen aufgetreten, denen er aus dem Weg gehen musste, bis er schließlich nicht mehr zurückkehrte. Sätze wie „Die Zeit mit dir war die Schönste in meinem Leben“, „Ich komm mal wieder vorbei“ und „Ich zahl halt solange ich kann“ sollten Signale für mich sein, dass es vorbei ist. Und auch ein weiterer Versuch, mir „etwas“ zu erklären, scheiterte kläglich: „Er wollte früher kein Kind“ – diese Äußerung passte so gar nicht zu unserem Leben und zu unserer Entscheidung. Deshalb verstand ich auch dieses Mal nichts. Für mich brach mit der Trennung die Welt zusammen. Unser Kind war elf Monate alt, ich musste realisieren, dass ich alleinerziehend bin. Ich war wie erstarrt, hatte jedes Vertrauen verloren.
Schließlich die drastische Wende: Allein mit dem Blick zu meinem Kind und zu Jesus hatte ich eine Zukunft. Ich betete: „Jesus, sorge du!“

Mann verlässt Frau und Kind – Erfahrungsberichte auf Schattenkind.org von ALfA e.V.

Eine liebe ältere Dame, selbst dreifache Mutter und Kriegswitwe, sagte zu mir: „Du musst ihn nur groß bringen, mehr musst du nicht!“ Auch dieser Satz hat mich immerfort gestützt.

Schließlich sah ich mich imstande, Kontakt zu seinen Angehörigen aufzunehmen. Mir wurde erklärt, dass er in seiner 15 Jahre zurückliegenden Beziehung eine Abtreibung und die darauffolgende Trennung durchgesetzt hatte. Gegen Geld! Geld gegen Leben! Zunächst konnte ich das nicht in Zusammenhang mit unserer Trennung bringen. Erst später wurde mir klar, dass er diese Abtreibung in seinen Versuchen, mir „etwas“ zu erklären, meinte. Er hatte Schuldgefühle – wenn er in ein neugieriges kleines Augenpaar schaute, wenn er die Wärme der Haut unseres Kindes spürte, mit ihm herumkrabbelte, das erste Gemurmel hörte … in unserem Fall lautete es „Grüüüü“ – unser Söhnchen hat es immer gesagt, wenn Papa mit ihm gespielt hat.

Nur: Ein anderes Kind kann nicht mit „Grüüüü“ antworten, kann nicht auf Entdeckungsreise unter den Tisch gehen … sein Herz darf nicht schlagen, es darf nicht leben! Und nun sieht man an dem kleinen lebendigen Baby, was man getan hat. Man hat Gott gespielt. Man wollte sich selbst verwirklichen, schließlich konnte man sich alles leisten, Geld war genug da.

Dass ihn die Stimme seines Gewissens plötzlich einholen würde, damit hatte mein Mann nicht gerechnet. Dieses Schuldgefühl und kein Verständnis für eine verzeihende Liebe – weil er wegen seines protestantischen Glaubens, der für ihn eigentlich gar keiner war, keine Beichte und deshalb keine Vergebung kannte – hat es ihm unmöglich gemacht, sein lebendiges Wunschbaby zu akzeptieren und mit ihm umgehen zu können. Damit musste ich also plötzlich fertig werden. Fünf Jahre lang hatte er keinen Kontakt zu uns. Erst später konnten wir wieder gemeinsame Ausflüge unternehmen.

Acht Jahre nach der Trennung ist er nach kurzer Krebserkrankung verstorben. In den letzten Wochen konnte ich noch einen Hauch von „es tut mir leid“ erkennen. Er konnte seinem mittlerweile neunjährigen Kind aber immer noch nicht dauerhaft in die Augen schauen. „Ich habe mehr an euch gedacht, als du glaubst“, war einer seiner letzten Sätze.