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Erfahrungsbericht meiner Abtreibung

Erfahrungsberichte

von Christina

 

Als ich 1983 zum vierten Mal schwanger wurde- ja so lange ist das schon her-, war unsere Ehe zerrüttet. Ich fühlte mich überfordert und mit allem alleingelassen. Alles in mir sträubte sich gegen dieses Kind. Ich lehnte es auch ab, weil ich zu der Zeit so unglücklich in unserer Beziehung war und ich indirekt auch meinen Mann ablehnte. Ich sagte zu ihm, dass ich das Kind nicht haben wolle. Er war zwar erstaunt, wirkte befangen und bedrückt, sagte aber, dass es letztendlich meine Entscheidung sei.

So ging ich zu meinem Frauenarzt und schilderte ihm meine Situation. Er meinte, dass der Begriff „Soziale Indikation“ dehnbar sei wie ein Gummiband. Wenn ich es mir gründlich überlegt hätte, würde er mir diese bestätigen. Ich ging dann zu Pro Familia, um mir den Berechtigungsschein abzuholen. Bei dem kurzen Beratungsgespräch wurde ich ebenfalls gefragt, ob ich es mir genau überlegt hätte. Es wurde darauf hingewiesen, dass manche Frauen danach unter dem Entschluss leiden. Aber das seien nur wenige, ansonsten sei es unter diesen Umständen legitim und ungefährlich.

Ich vereinbarte einen Termin im Krankenhaus und bat darum, gleichzeitig eine Sterilisation vorzunehmen. Nach der schriftlichen Einwilligung meines Mannes wurde diese durchgeführt, obwohl ich erst 29 Jahre alt war. Damals habe ich nicht darüber nachgedacht, dass sich Menschen, Situationen, ja die Einstellung zum Leben ändern können. Ich wollte alles nur schnell hinter mich bringen. Irgendwie ahnte ich es aber schon, dass sich mit fortschreitender Schwangerschaft die Mutter mit dem Kind in ihrem Bauch anfreundet.

Im Krankenhaus hatte ich vor dem Eingriff noch ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin, an dessen Inhalt ich mich aber kaum erinnern kann. Ich war wie in einem Tunnel. Als ich zum OP-Saal gefahren wurde, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu weinen. Ich fühlte mich wie Delinquent und Henker zugleich. Doch ich hatte nicht mehr die Kraft und den Mut abzuspringen. So hatte ich eine chirurgische Abtreibung mit gleichzeitiger Sterilisation.

 

Nach der Abtreibung fühlte ich mich unheimlich schlecht und schuldig. Ich versuchte, es zu verdrängen und mir einzureden, dass jetzt schon alles wieder gut wird. Nachdem ich wieder zu Hause war, fiel mir ein älteres Stern-Magazin in die Hand, in dem über das Wunder des werdenden Lebens im Mutterleib mit vielen Farbfotos berichtet wurde. Ich war wie hypnotisiert und konnte das Heft nicht aus der Hand legen. Ich musste dabei die ganze Zeit weinen, weil mir deutlich bewusst wurde, was ich getan hatte. Ich stellte auch Veränderungen in meinem Verhalten fest.
Wenn ich eine Mutter mit Baby sah, vermied ich es, dem Kind nahe zu kommen, geschweige denn es auf den Arm zu nehmen. Ich bekam dann immer ein schlechtes Gewissen meinem getötetem Kind gegenüber. Ich war oft traurig und deprimiert und habe schlecht geträumt. Auch unseren drei Kindern gegenüber litt ich unter einem schlechten Gewissen. Aber das Leben musste weitergehen, und ich versuchte, es noch besser zu verdrängen, was mir zum Teil auch ganz gut gelang.

Dann kam der entscheidende Wendepunkt – während einer christlichen Familienfreizeit im Harz, als ich dort vor Gott mein Herz ausschüttete und ihm mein ganzes Leben anvertraute. Dabei bat ich ihn auch um Vergebung dafür, dass ich meinem eigenen Kind das Leben verwehrt habe und mich selbst als Herr über Leben und Tod gestellt hatte. Das war eigentlich das Schlimmste für mich, als ich die ganze Tragweite meines Handelns im Lichte Gottes erkannte. Nachdem ich die Vergebung annehmen konnte, fühlte ich eine große Befreiung. Und ich wusste, dass mein nie geborenes Kind jetzt bei Gott im Himmel ist und ich es eines Tages wiedersehen werde. Nun konnte ich wieder nach vorne schauen, es gab wieder Hoffnung. Auch mein Mann und ich konnten wieder aufeinander zugehen und uns Vergebung zusprechen. Auch die Kinder spürten die positiv veränderte Atmosphäre. Das Ganze ist aber auch ein Heilungsprozess, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist. Von Zeit zu Zeit kamen Zweifel in mir hoch, ob Gott mir wirklich vergeben hat, und ich musste lernen, mir selbst zu vergeben. Das ist oft nicht so leicht, aber auch ganz wichtig – und auch ein Lernprozess.

Obwohl meine Abtreibung nun schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, bleibt die Trauer um unser nie geborenes Kind. Es ist keine ständige Trauer, aber in gewissen Momenten der Erinnerung kommt sie wieder hoch – und das darf auch so sein.

Im Rückblick kann ich nur sagen, dass die Abtreibung meine größte Fehlentscheidung war. Eine Abtreibung ist immer endgültig und unumkehrbar. Sie hinterlässt eine Mutter ohne Kind – und andere Betroffene. Egal, wie schwerwiegend die Gründe sein mögen, geht es dabei doch immer um das Leben eines Kindes. Das kommt leider bei der Diskussion um dieses Thema zu kurz. Die betroffenen Frauen müssen mit ihrer Entscheidung leben. Aber es gibt Vergebung und neue Hoffnung.

 

17. Oktober 2022
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